Der Gottes Instinkt

Umfragen deuten darauf hin, dass bis zu 84% der Weltbevölkerung Mitglieder irgendeiner religiösen oder spirituellen Gruppe sind oder behaupten, dass Religion in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt. Studien beweisen, dass selbst abgelegene Völker ohne Kontakt zur Zivilisation ihre eigenen Religionen entwickelt haben. Sie beten Baum-Geister oder Natur-Götter an – doch der Glaube an eine Art der übernatürlichen Kraft ist allgegenwärtig. Sogar in Island, bekanntermaßen einer der „ungläubigsten” Nationen der Welt, mit dem höchsten Atheisten Anteil, glauben mehr als 62% der Bevölkerung an Elfenwesen. Warum ist der Glaube an das Übernatürliche so allgegenwärtig und hartnäckig?

Tatsache ist, dass selbst Atheisten, die heute die Existenz eines Gottes leugnen, irgendwann in ihrem Leben nach ihm gesucht haben. Jeder Mensch fragt sich früher oder später, ob es eine verborgene Kraft gibt, die die Welt regiert und kontrolliert. Keiner wird als Atheist geboren. Die Biographien der berühmtesten Atheisten enthalten Erzählungen darüber, dass sie in ihrer Vergangenheit an einen Gott glaubten. In seiner Biografie „Lust auf Wunder” schreibt der berühmte Atheist Dawkins, dass er als Kind an Gott glaubte, aber ab seinem 9. Lebensjahr begann, seinen Glauben zu hinterfragen. Er schreibt:

Richard Dawkins

Das gleiche gilt auch für Sam Harris und so ziemlich jeden bekannten Atheisten dieser Welt. Unabhängige Studien, die mit Kindern unterschiedlicher Herkunft und aus 20 verschiedenen Ländern durchgeführt wurden, bestätigen dies.

Im Jahr 2011 gab die Universität Oxford bekannt, dass Menschen laut einer großen dreijährigen internationalen Studie von Natur aus prädisponiert sind, an Götter und ein Leben nach dem Tod zu glauben. Unter der Leitung von zwei Akademikern der Universität Oxford fand eine 1,9 Millionen Pfund teure Studie heraus, dass menschliche Denkprozesse in religiösen Konzepten „verwurzelt” sind. Der Telegraph berichtete, dass es Kindern unter fünf Jahren leichter fiel, an übermenschliche Kräfte zu glauben, als an menschliche Grenzen. Wichtig ist dabei, dass die leitenden Wissenschaftler mit Kindern unterschiedlicher Herkunft experimentierten, wie zum Beispiel Maya-Kindern, die in Mexiko leben.

Experimentelle Beweise, einschließlich interkultureller Studien, deuten darauf hin, dass Dreijährige verschiedenen Wesen überragende, gottähnliche Eigenschaften zuschreiben. Supermacht, Superwissen und Superwahrnehmung sind Standardannahmen. Der Glaube an das Übernatürliche ist somit nicht anerzogen, sondern angeboren. Alle Kinder glauben an übernatürliche Wesen. Daher haben viele Menschen in ihrer Kindheit unsichtbare Freunde. Dies wurde ihnen nicht beigebracht, im Gegenteil: Es wird ihnen im Alter abtrainiert. Alle Menschen haben einen angeborenen „Gottes Instinkt“, der sie nach einem allwissenden Wesen suchen lässt.

Karl Jung war zum Beispiel einer der ersten Psychologen der dies anerkannte. Er sagte:

Karl Jung

Dies erklärt auch warum es auf der Welt keine Kultur gibt, die nicht ihre eigene Art von Gott anbetet. Der Mensch sucht intuitiv nach einer höheren Macht. Professor Pascal Boyer, Anthropologe an der Washington University bestätigt dies. Er sagt, dass atheistische Denkmuster für das menschliche Gehirn unnatürlich sein.

Will Gervais

So etwas zeigt sich auch im Alltag. Die am häufigst gefragte Frage kleiner Kinder ist: Warum? Kinder nehmen automatisch an, dass alles um sie herum aus einem Grund geschaffen wurde. Fragt man ein kleines Kind zum Beispiel warum es regnet, wird es wahrscheinlich sagen: „damit die Pflanzen trinken können”. Die Idee, dass Dinge nur zufällig existieren ist Kindern von Natur aus völlig fremd. In der Psychologie nennt sich das „teleologisches Denken”. Wenn wir geboren werden gehen wir davon aus, dass alles im Leben einen Sinn hat. Dies führt uns zu der Frage: Wenn es keinen Gott gibt, warum hält es dann jedes einzelne Kind, das geboren wird, egal wo und wann, für so offensichtlich, dass es einen allwissenden Schöpfer und etwas jenseits dieser physischen Welt gibt? Wieso sollten wir diesen Instinkt, diese innere Stimme, in uns haben, wenn sie doch völlig nutzlos ist? Und wieso sollte unser Gehirn dafür angelegt sein, an Gott zu glauben, wenn es ihn gar nicht gibt?

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